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FLYING REVOLVER BLATT
German Punkrockundroll fanzine! Thanks to Ulli!
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interview originale à cette adresse: http://www.flying-revolver.net/artikel.php3?nummer=215

Interview by Ulli Curschmann / December 2002 at the Groove Station Backstage - Dresden

GASOLHEADS
1,2,3... und Tschüß
Die Uhr tickt, und wenn Ihr das hier lest, ist es vielleicht schon vorbei. Am 29.03. werden die „Kings of Marseille“ – so ihr offizieller Titel in ihrer Heimatstadt – ihrem selbst gesetzten Haltbarkeitsdatum folgend von der Bildfläche verschwunden sein, natürlich nicht ohne vorher noch ein zünftigen Abgesang veranstaltet zu haben. Schade gerade weil sie sich mit ihren Platten und Konzerten in den letzten Jahren nicht wenige Freunde gemacht hatten, und nun eigentlich die Zeit zum richtigen Durchstarten gekommen wäre. Doch da sind die quirligen Franzosen, die besonders durch ihre frische und unverkrampfte Herangehensweise überzeugten, konsequent. Schluss ist Schluss. Uns beehrten sie immerhin noch im Dezember in der Groove Station, so dass wir die Brüder Pascal (PG) und Olivier (OG) noch für’s Revolverblatt ausquetschen konnten.


Backstage-Gasolheads mit Venusshells und Revolver Crew


UC: Das ist ja schade, zu hören, dass Ihr Euch demnächst auflösen wollt, also die Band, ist das wirklich war?
PG: Ja, das stimmt und war von Anfang an so geplant.
UC: Ihr hattet also von vornherein nur eine limitierte Zeit?
PG: Ja, wir hatten von Anfang an von, nur drei Platten zu machen. Drei sind echt genug. Was willst Du als Punkrock Band nach drei Platten noch sagen? Nicht die Zeit war begrenzt, aber die Anzahl de Platten, die wir machen wollten. („Full Stereo Crash“, „Sixty Second Swingers“, „Lying Shooter Position“ – alle Lollipop-Rds + „Red Wine and White Russian“ Sampler-10“ auf Dead Beat Rec., USA)
UC: OK, aber die Platten sind ja auch alle sehr kurz, etwa so wie Zeke-Platten, ein bisschen mehr als 20 Minuten...
OG: Schau Dir die Ramones an, die wurden schlecht nach den ersten drei Platten...
PG: Und die Clash auch... und viele andere. Punkrock Bands sollten nicht mehr Platten machen
UC: OK, So manche Punkrock Band verpulvert ihre ganze Energie mit der ersten Platte, und vielleicht sind auch die zweite und dritte noch OK. Andre Bands werden aber auch von Platte zu Platte besser, wie z.B. Rocket From The Crypt...
PG: Ja, da stimme ich zu, aber... wir würden nicht besser werden, haha.
UC: Ich muss aber sagen, Eure 2. Platte ist besser als die 1. Die geht mehr ab und hat eingängigere Songs. Vielleicht ist es auch nur die Produktion, die besser ist...?
PG: Ich denke, es ist nur die Produktion, denn die Musik ist die selbe. Das gleiche Prinzip: kein Song länger als 2.30 min...
OG: Wenn es länger wird, ist es Mist, das hat nix mehr mit Punkrock zu tun.
UC: Ja, ich hasse zu lange Songs auch. Was man nicht in 3.30 min rüberbringen kann, kann man auch sein lassen. Aber Ihr müsst Euch ja auch irgendwas für die Zukunft gedacht haben...
PG: Ja, wir werden jetzt erstmal diese Tour zu Ende machen, im Januar werden wir in Italien spielen, dann eine Runde durch Frankreich um uns überall zu verabschieden, und dann gibt es eine Abschieds-Show in Marseille nur für Freunde von uns. Das wird ‘ne fette Party. Sie findet im La Machine à Coudre statt. Dort war unser erstes Konzert, und dort wir auch unser letztes sein.
OG: Es ist sehr klein und heiß, aber elektrifizierend
PG: Es ist perfekt.
UC: Ist es der selbe Laden, in dem die Release-Party für „Marsillia is Burning“ war?
PG: Ja, genau, es war klasse,
UC: Das war dann ja auch die Geburtsstunde der Neurotic Swingers, oder?
PG: Ja, Stephane von Lollipop Records hat eine 7“ mit 6 Bands aus Marseille herausgebracht (Gasolheads, Cowboys From Outtaspace, Sugarfix, Dollybird) , und natürlich gab es eine Party dazu. Später, so gegen 2 oder 3 hingen wir alle besoffen an der Bar herum, und irgendwann sahen wir uns an und fragten uns, warum wir nicht eine neue Band ins Leben rufen. Und so kam es - und das sind nun die Neurotic Swingers (außer Pascal (guitar) sind das: Raphael (bass & vocals) von Dollybird und Mathieu (drums) von Sugarfix + Stephane von Lollipop Rds.).
UC: Und das ist jetzt also - jedenfalls für Dich - das neue Projekt nach den Gasolheads.
PG: Ja, für mich auf jeden Fall.
UC: Und haben die anderen Bandmitglieder auch Pläne?
Irgendwo aus dem Off: Keine Ahnung!
OG: Ich werde auf jeden Fall weiter Musik machen, aber wohl keinen Punkrock, sondern eher was in die Garage-Richtung.
PG: Für Ihn gibt es sowieso keine Chance aufzuhören. Es ist eine Sucht.
OG: Ja, ich habe es schon versucht, aber es geht nicht ohne Musik.
UC: Aber, um - solange es Euch noch gibt - auf die Gasolheads zurückzukommen: wenn man sich Eure Platten anschaut, fällt auf, dass Ihr viel Wert auf die Gestaltung legt...
PG: Ja, wir stehen auf Comics, wodurch wir sehr beeinflusst sind. Wenn man schon Vinyl herausbringt, hat man die Chance das Plattencover sehr geil zu gestalten. Wir kontaktierten jedes Mal Künstler bzw. Zeichner, und es hat immer geklappt.
OG: Es ist kein Ding der Unmöglichkeit, ein phantastische Plattencover zu haben. Wenn es die Möglichkeit gibt, coole Comiczeichner dafür zu gewinnen, ist es doch klasse.
PG: In Frankreich gibt es auch eine Menge Zeichner, die etwas mit Rock’n’Roll zu tun haben.
UC: Aber Du, Olivier machst ja auch die Covergestaltung für viele Lollipop-Singles.
OG: Ja, aber ich bin kein Zeichner, sondern ein Computer Nerd. Das ist alles am Computer gemacht.
UC: Ja, aber es sieht echt klasse aus. Du hast ja inzwischen einiges gemacht...
OG: Ja, ich habe eine Single gestaltet, und dann eine weitere, und alle sagten, es wäre cool, so hat mich Stephane immer wieder gefragt, und mittlerweile sind es schon eine ganze Reihe.
UC: Die Montage mit dem FC Marseille mit den ganzen Punkrocker-Köpfen ist ziemlich cool.
OG: Ja, es ist das perfekte Team: Lemmy im Tor und Joe Stummer als Stürmer.
UC: Hauptsache nicht Johnny Thunders im Tor.
PG: Ja, der würde wahrscheinlich einschlafen, haha.
UC: Bei Euch in Marseille scheint die ganze Szene ziemlich dicht zusammenzuhängen...
PG: Marseille ist eine kleine Stadt, wenn man es an der Rock’N’Roll-Szene misst. Der harte Kern besteht vielleicht aus 12-15 Leuten. Daraus rekrutieren sich alle Bands. Vom Publikum her sind es schon etwas mehr, aber die Leute, die direkt involviert sind nicht.
OG: Als wir angefangen haben, war es jedenfalls so, inzwischen gibt es auch Jüngere, die sich dafür interessieren. Die fangen auch an, in Bands zu spielen oder Konzerte zu organisieren. Das ist klasse!
PG: Wir haben festgestellt, dass es Leute gibt, die einem folgen werden, wenn man anfängt, Konzerte zu organisieren oder selbst Musik zu machen. So entsteht eine Szene.
OG: Ja, die Leute kommen, sie tanzen, sie besaufen sich... und sie kommen wieder.
PG: Ich finde es klasse, wenn 15-jährige Kids ankommen und zu Rock’n’Roll abgehen. Inzwischen gibt es einige gute Bands bei uns z.B. die Cowboys From Outtaspace, die etwas in der Richtung der Chrome Cranks machen , und ein paar andere. Was wirklich gut ist, ist die Tatsache, dass wir ständig zusammen rumhängen und uns besaufen. Das ist das, was es ausmacht. Und Lollipop Records spielt eine wichtige Rolle. Ohne die ganzen Platten, die Stephane herausbringt, wäre von unserer Szene nicht so viel zu hören.
OG: Bei solchen Gelegenheiten werden dann auch alle Pläne gemacht, ob es nun um Bandprojekte geht, oder bestimmte Konzerte zu organisieren.
UC: Es ist ja noch nicht solange her, dass wir in Deutschland etwas von der französischen Punkrock-Szene mitbekommen haben. Das begann mit Bands wie den TV Killers und anderen Vorreitern wir Splash 4 vor ca. 6 Jahren.
OG: Ja, das waren 3-4 Bands: Splash 4, The No-Talents, aber inzwischen hat sich einiges getan. Da gibt es die Jerry Spider Gang, Dare Dare Devil... In den frühen Neunzigern gab es kaum etwas. Die TV Killers waren sicher Vorreiter, die uns gezeigt haben, dass es möglich ist, in Frankreich coolen Punkrock zu machen und sogar im Ausland Aufmerksamkeit zu finden. Vive le TV Killers!
UC: Lo’ von der Jerry Spider Gang hat mir erzählt, dass es ziemlich schwierig mit Gigs ist, da es keine eingespielte Struktur mit Auftrittsorten etc. gibt, und die Konzerte in den meisten Städten von Typen aus anderen Bands organisiert werden.
PG: Ja, die Szene insgesamt ist ziemlich klein. Die meisten Typen, die in Bands spielen, organisieren auch Konzerte für andere Bands oder schreiben für Fanzines. Alle sind ziemlich aktiv.
UC: Das heißt: alles ist ziemlich konzentriert auf relativ wenige Leute.
PG: Ja, es sind eben nicht so viele
OG: Es ist eine sehr kleine Struktur, aber es funktioniert, und das immer besser. Wir staunen immer, wenn wir nach Deutschland kommen, was es hier für eine Struktur gibt: es gibt überall Clubs, Plattenläden und Fanzines, was sehr wichtig ist, denn das hält alles zusammen. Bei uns gibt es nur eine Handvoll.
Im weiteren Verlauf wurde noch gewaltig die deutsch-französische Achse – die im Punkrock nämlich – beschworen und sich in gegenseitigem Lobeshymnen ergangen. Am diesem Abend erlebten wir übrigens auch ein großartiges Konzert in der Groove Station – das letzte hier mit den Gasolheads. Aber im Sommer wird es eine Party mit französischen Punque Rock geben. Und zwar auf der Popkomm, am 14.08. im Kölner Underground. Gemeinsam mit Teenage Head Bookings präsentieren wir dort die Neurotic Swingers, die Jerry Spider Gang und Bee Dee Kay & The Rollercoasters! Wir sehen uns! Au revoir.

Interview: Ulli Curschmann


Gasolheads live

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